Die Freundeskreise

Warum nennen wir uns "Freundeskreis"? Der Begriff Freund bzw. Freundin spricht hier für sich: jemand, der zu mir hält, für mich da ist - und umgekehrt. Natürlich werden Sie nicht zu jedem Mitglied eine enge Freundschaft knüpfen. Vielmehr wird damit die Grundhaltung charakterisiert, mit der wir aufeinander zugehen: Jede/r wird als ganze Person gesehen und unabhängig von seiner Stellung und seiner persönlichen (Sucht-)Geschichte gleich behandelt und respektiert.

Unbedingte Voraussetzung für diesen freundschaftlichen Umgang miteinander sind Offenheit und Aufrichtigkeit. Das bedeutet, dass keine Situation beschönigt und kein Problem unter den Teppich gekehrt wird. Denn gerade dies muss ein/e Suchtkranke/r (wieder) lernen: die Suchtbrille ab- und die Realität anzunehmen. So gehören zum Beispiel Rückfälle zur Suchtkrankheit dazu - entscheidend ist der Umgang damit. Echte Freunde rücken einem gerade auch den Kopf zurecht, wenn es die Situation erfordert. Und unser "Freundeskreis", unsere Gruppe bietet uns den geschützten Rahmen, in dem wir uns offen und vertrauensvoll austauschen können.

Eine kleine Geschichte des Umgangs mit der Sucht

Am Beispiel der Alkoholabhängigkeit lässt sich sehr gut verfolgen, welch langer und steiniger Weg in die heutige Therapie- und Selbsthilfelandschaft geführt hat. Seit der Antike kennt der Mensch den Alkohol; ebenso lange die "Trunksucht". Noch im Mittelalter galt regelmäßiges exzessives Trinken als normal. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts versuchte die jeweilige Obrigkeit, das gängige Rauschtrinken einzudämmen, und zwar mit Zwangsmaßnahmen wie Trinkverboten, Verkaufsverboten, sogar dem Wegsperren von Alkoholabhängigen. Doch diese Maßnahmen blieben so bemüht wie erfolglos. Die Symptome der Sucht wurden dabei entweder auf eine Persönlichkeitsstörung oder auf rein organische Ursachen zurückgeführt. Erst in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts gab es einen Durchbruch: Die Sucht wurde nicht mehr als moralische Schwäche betrachtet, sondern als Abhängigkeitssyndrom und damit als Krankheit anerkannt.

Aus der Klinik zurück in den Alltag - die Geschichte der Freundeskreise

Abhängigkeit ist eine komplexe Krankheit, die die physische und die psychische Ebene betrifft - und entsprechend behandelt werden muss. Die Einsicht des/der Betroffenen und der Wille, etwas zu ändern, sind ein erster großer Schritt, die stationäre oder ambulante Therapie ein Anfang. Doch was kommt danach? Wie kann die Abstinenz zu einer dauerhaften Lebensweise werden? Das fragten sich bereits in den Fünfzigerjahren ehemalige Patienten aus Fachkrankenhäusern der Diakonie. Sie hatten eine Therapie gemeistert, fühlten sich aber anschließend, zurück im Alltag, allein und isoliert. So gründeten sie die ersten Gruppen, die ersten "Wohnzimmer-Treffen" fanden statt. Die grundlegende Idee der ersten "Freunde": Positive persönliche Beziehungen und Freundschaft können die eigene Persönlichkeit stabilisieren. In einem neuen, förderlichen Umfeld ist dauerhafte Abstinenz möglich.

Die Organisation der Freundeskreise heute

Von Württemberg aus hat sich die Freundeskreis-Idee in ganz Deutschland verbreitet. Heute gibt es unter dem Dach des Bundesverbandes 16 Landesverbände - NOVA VITA gehört dem Landesverband Baden an. Mittlerweile haben sich die Freundeskreise immer mehr zu wichtigen Partnern im Behandlungsverbund der Suchtkrankenhilfe entwickelt: Sie sind in ein Netzwerk von Fach- und Beratungsstellen eingebunden und auch in der Öffentlichkeitsarbeit und Prävention aktiv.

Die Freundeskreise sind gemeinsam mit vier anderen Suchtselbsthilfeverbänden in der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. organisiert und Mitglied im Diakonischen Werk der EKD e. V. sowie im Diakonischen Werk in Kurhessen-Waldeck e. V.

Mehr zu den Freundeskreisen

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Unsere Ideen und Grundsätze in komprimierter Form finden Sie im Leitbild der Freundeskreise.
Links zu unseren Dachverbänden und weiteren regionalen Freundeskreisen finden Sie auf der Unterseite "Links | Freundeskreis-Adressen". Vor allem auf der Website unseres Bundesverbandes finden Sie vielfältiges Informationsmaterial.

Anschaulich dargestellt ist dies in folgendem Video So funktioniert Sucht-Selbsthilfe (Link zu Youtube).